Tabletten bei Trauer – Krücke oder Sackgasse?
Heute packe ich ein Thema an, das viele von euch umtreibt: Dürfen Tabletten helfen, wenn das Herz vor Trauer zerbricht? Oder therapieren wir damit nur die Symptome weg, statt die Wunde heilen zu lassen?
Ich erlebe immer wieder, wie verzweifelt Menschen nach Linderung suchen: Schlafmittel, Antidepressiva, pflanzliche Tropfen. Und ich sage: Ja, Psychopharmaka können richtig sein. Als Trauerbegleiterin bin ich grundsätzlich dafür, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden. Aber ich mahne auch zur Vorsicht: Was kurzfristig Erleichterung bringt, kann wichtige Signale deines Herzens übertönen.
Vor 25 Jahren nahm sich mein Bruder das Leben. Ohne Vorwarnung, ohne Abschiedsbrief. Meine Mutter brauchte Tabletten, um überhaupt zu überleben. Ich war so erschüttert, dass ich keine wollte, aus purer Angst. Bis ich irgendwann gar nicht mehr schlafen konnte. Dann habe ich mich, gut begleitet von meinem Arzt, für eine Weile auf pflanzliche Präparate eingelassen.
Was ich daraus gelernt habe: Es gibt kein Richtig oder Falsch. Aber es gibt einen Unterschied zwischen „über Wasser halten” und „die Wunde heilen”. Und genau darum geht’s in diesem Text.
Stell dir vor: Du liegst stundenlang wach, dein Kopf rast, die Erinnerungen fühlen sich an wie eine Flutwelle. Kein Wunder, dass viele in der Hausarztpraxis nach Beruhigungstropfen oder Antidepressiva fragen.
Fakt ist: Diese Medikamente können eine Notbremse sein, wenn der Leidensdruck unerträglich wird. Aber sie sind kein Heilmittel. Sie halten dich über Wasser, ans Ufer schwimmen musst du selbst.
Hier wird’s kniffelig: Trauer ist keine Depression, auch wenn sich die Symptome ähneln. Und genau da liegt das Risiko:
Ein Beispiel aus meiner Praxis: Eine Klientin nahm ein Jahr lang Antidepressiva, um „funktionieren” zu können. Als sie die Tabletten absetzte, kam die Trauer zurück – unverarbeitet und genauso schmerzhaft wie am ersten Tag. Die Zeit war nicht verheilt, sie war eingefroren.
Ich möchte niemandem ein schlechtes Gewissen machen! Ich kenne die Vorbehalte: „Man wird abhängig”, „Das unterdrückt doch nur”, „Trauer muss man aushalten”. Doch hier halte ich dagegen:
Würdest du von jemandem erwarten, mit einem gebrochenen Bein weiterzulaufen – ohne Krücken? Natürlich nicht.
Trauer kann seelische Verletzungen hinterlassen, die genauso überfordernd sind wie körperliche. Wenn der Schmerz dich so überflutet, dass du nicht mehr atmen, denken oder schlafen kannst, sind Psychopharmaka wie Krücken – sie tragen dich, bis du selbst wieder genug Kraft hast.
Aber: Sie sind kein Ersatz für die Trauerarbeit. Sie schützen dich vor dem Einsturz, während du Schritt für Schritt die Trümmer wegräumst. Oder anders gesagt: Manchmal ist die Trauer wie ein Sturm, der dich ins Meer reißt. Psychopharmaka können der Rettungsring sein, der dich über Wasser hält – aber ans Ufer schwimmen musst du selbst. Mit jeder Welle, die du durchtauchst, wirst du stärker.
Medikamente sind ein Werkzeug, kein Heilmittel. Sie geben dir Stabilität, um Therapie, Gespräche oder Abschiede zu bewältigen.
Keine Sorge: Ich verlange nicht, dass du dich „pur” durch die Trauer quälst. Aber denk daran:
Und hier kommt etwas, das viele nicht verstehen: In der Trauer verläuft die Zeit anders. Es ist keine Kalenderzeit, sondern eine Zeit der Meilensteine – von zu Ende gefühlten Gedanken, erkannten Momenten, Zeiten, die du geschafft hast. Der Anzug wird nicht kleiner, er ist viel zu groß. Und du musst da hineinwachsen.
Medikamente können dir eine Atempause schenken – bis du wieder Kraft hast. Und weißt du was? Du schaffst das. Vielleicht nicht allein, vielleicht nicht über Nacht – aber Stück für Stück, von Minute zu Minute.
Wenn du dich fragst, ob Tabletten für dich richtig sind, stell dir diese Fragen:
Und ganz wichtig: Geduld. Mit dir selbst, deinem Umfeld, den Wellen der Trauer. Es ist okay, wenn du zwischendurch nach der Krücke greifst – solange du nicht vergisst, dass dein Herz auch ohne sie heilen kann.
Du bist nicht allein.
Falls du unsicher bist oder einfach reden möchtest, melde dich gerne bei mir. Und denk dran: Trauer ist kein Problem, das man lösen muss – sondern ein Weg, den man Schritt für Schritt geht.
Praxis
am
Marienplatz
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Peter Hartmann says:
Trauer ist mich ganz besonders schlimm. Nach 66 Jahren Ehe und liebe einen Menschen zu verlieren, kann man nicht einfach vergessen. Es ist nun schon 5 Monate her, dass meine Frau verstorben ist. Trotzdem muss ich täglich weinen. Die Sachen meiner Frau kann ich auch nicht wegräumen. Für mich gibt es glaube ich keine Lösung.
Bo Hauer says:
Lieber Herr Hartmann,
was Sie schreiben, berührt sehr. 66 gemeinsame Jahre, das ist ein ganzes Leben voller gemeinsamer Spuren, Erinnerungen und Nähe. Dass der Schmerz nach so langer Zeit zu zweit nicht einfach vergeht, ist zutiefst menschlich. Tränen sind keine Schwäche, sondern Ausdruck dieser Liebe, die weiter da ist, obwohl der geliebte Mensch fehlt.
Viele Menschen erleben, dass der Verlust sie völlig aus der Bahn wirft, besonders wenn alles im Alltag an den geliebten Menschen erinnert. Es braucht oft viel Zeit, manchmal Begleitung und liebevolle Geduld mit sich selbst, um langsam wieder Boden unter den Füßen zu finden.
Wenn Sie möchten, können Sie sich gerne einmal direkt an uns wenden. Manchmal kann ein Gespräch helfen, den Schmerz etwas zu sortieren oder neue Wege des Umgangs zu finden.
Ich wünsche Ihnen von Herzen Kraft, Menschen an Ihrer Seite und kleine Momente, in denen Sie spüren: Ihre Liebe bleibt, auch wenn das Leben sich verändert.
Mit herzlichen Grüßen
Bo Hauer